Donnerstag, 1. Oktober 2020

[Buchvorstellung einmal anders] Der Abgerichtete von Maxi Magga

 


Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit den Protagonisten Moron, der Herr, Kovit, Ferine, Eliga, Nexor, Agnata und Deris aus „Der Abgerichtete“, um mit ihnen über das Buch und ihre Autorin zu sprechen.

Danke, dass ihr heute Zeit gefunden habt, um für das Buch zu antworten.
Herr: Nun ja, ganz freiwillig sind wir nicht hier. Ich fürchte, Sie sind nicht einmal Mitglied der C- geschweige denn der B-Kaste. Ich lege Wert darauf, festzuhalten, dass meine Gattin Eliga und ich nur deswegen hier sind, weil unsere Autorin uns gewissermaßen in der Hand hat. 
Kovit: Genau! Der Chef hat recht, wie immer. 
Nexor: Immerhin gibt es hier einen richtig guten Kaffee. 
Agnata: Hier gibs wassu drinken? 
Eliga: Es wäre bestimmt einfacher gewesen, wenn Sie auf unser Gut gekommen wären. Allein einen unzureichend bekleideten Sklaven ohne Aufsehen hierher zu schaffen, war keine Kleinigkeit. Bringen wir es also hinter uns. 
Kovit (droht mit seiner Peitsche): Los, sag auch Danke. 
Moron: Danke, Herrin. 
Kovit: Blöder Affe!
Könntet ihr euch meinen Lesern vorstellen, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben?
Herr: Da ich der Ranghöchste bin, ist es wohl an mir, zu beginnen. Es ist völlig ausreichend, wenn man mich als den Herrn kennt. Ein Name ist nicht erforderlich. Neben mir sitzt meine Gattin Eliga (er küsst ausgiebig ihre Fingerspitzen), die Herrin. Kovit, übernehmen Sie.
Kovit: In Ordnung, Chef. Ich heiße Kovit und bin Verwalter eines Teils des Besitzes vom Chef. Außerdem bin ich unverzichtbar bei der Abrichtung der Sklaven. Neben mir sitzen Nexor, der Koch, der gerade Ihren Kaffee gelobt hat, und unser Mädchen für alles, Deris.
Deris (erhebt sich drohend): Hey, sei bloß vorsichtig, Mann! Ich bin Hausmeister, kein Mädchen für alles. 
Kovit: Stimmt soweit. Unser Hausmädchen ist Ferine, die Magere Ihnen gegenüber.
Agnata: Hicks!
Kovit: Und soeben hörten Sie unsere Schnapsdrossel. Agnata, die Putze.
Eliga: Das ist peinlich, Kovit. Das wird für Sie alle noch Konsequenzen haben. Außerdem ist Agnata keine Putzfrau, sondern unsere Haushälterin. Achten Sie auf Ihre Wortwahl!
Kovit: Nichts für ungut. War nicht so gemeint. Aber es ist doch wahr, dass sie nur zu gern einen zwitschert. Und hinter Nummer Fünf ist sie her wie der Teufel hinter der armen Seele.
Nummer Fünf ist der Halbnackte da hinten an der Wand. Kastenloser, Sklave, Abgerichteter.
Ich dachte, das sei Moron. Stimmt das denn nicht?
Herr (verdreht die Augen, stöhnt)
Kovit: Wie, Moron? Ach so, ja, seit er Sklave ist, gilt das aber nicht mehr. Hier ist er Nummer Fünf, so genannt, weil er der fünfte Sklave ist, der zum Abgerichteten erzogen wurde.
Beschreibt uns bitte das Buch in maximal 5 Sätzen.
Herr: Eliga und ich werden uns dazu ganz sicher nicht äußern. Welch absurde Idee, ein Buch über einen Abgerichteten zu schreiben. Als ob das irgendjemanden interessieren würde. 
Lächerlich!
Eliga (legt ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm)
Kovit: Dann soll ich wohl wieder? Na gut. Im Buch geht es um den da, Nummer Fünf, der von zu Hause abgehauen ist, weil es dort nichts mehr zu fressen - Verzeihung! – zu essen gab. Der Chef hat seine Schulden übernommen und darum ist er als Sklave zu uns gekommen. Um seinen Wiederverkaufswert zu erhöhen, erhält er hier eine ganz spezielle Abrichtung, die aber leider nicht ganz legal ist … 
Herr (entsetzt): Kovit!
Kovit: Verzeihung, Chef. Das sollte ich ja gar nicht sagen. 
Agnata: Der is nich ab…, abge…, abgehaun. 
Nexor: Ach, halt doch die Klappe. 
Ferine: Aber da hat sie doch recht! Er hat sich für seine Familie geopfert! 
Deris: Träum weiter, Miss Zimperlich. Wenn der Mumm hätte, würde er sich wehren. 
Ferine: Wartet nur, wenn er eines Tages auf die Idee kommen sollte sich zu rächen. 
Herr: Womit wir genau fünf Sätze über das Buch gesagt hätte. Sind wir fertig?
Glaubt ihr, macht es der Autorin Spaß euch in so manche schwierige Situation zu stoßen?
Eliga: Welche schwierigen Situationen denn? Es geht uns ausgesprochen gut. 
(die anderen außer Ferine und Moron nicken heftig) 
Ferine: Diese Frage ist doch für Nummer Fünf gedacht. 
Moron: Irgendwie muss es ihr doch Spaß machen, so oft, wie sie mich bis an den Rand der körperlichen und psychischen Vernichtung drängt. Andererseits spürt sie ziemlich genau, wie es mir dabei geht und schildert das ungeschönt. Ich hab schon mehrmals mitgekriegt, dass sie meinetwegen sogar geweint hat. Und das spricht doch nicht dafür, dass sie über mein Leid erfreut ist, oder?
Habt ihr eine Lieblingsstelle im Buch?
(Herr nickt Eliga zu) Eliga (seufzt): Ach ja. Aber darüber rede ich nicht. 
Herr: Nun ja, es gibt da schon eine Szene, in der ich mit einigen Freunden über die Vorteile der Sklaverei im Allgemeinen und die Abrichtung im Besonderen diskutiere. Da hat die Autorin einiges ganz richtig verstanden. 
Agnata: Nee, hab ich nich. 
Nexor: Einmal, da hat der da was aus meiner Küche geklaut. Dafür hab ich ihn gezwungen … 
Deris: Das reicht, sonst gibt es nur Ärger mit der Autorin. Ich habe gar keine Lieblingsstelle. 
Kovit (winkt ab) 
Ferine (schweigt und betrachtet intensiv den Boden) 
Moron: Ich? Ja, Herrin, zwei. Nein, drei. Aber es ist mir nicht erlaubt, darüber zu reden.
Was glaubt ihr, wie viel von eurer Autorin steckt in dem Buch oder in dem einen oder anderen Charakter?
Herr: Wen interessiert das? 
Agata: In mir nich. Sssie hat die gaanse Seit beim Schreiben nich ein’n Tropf’n getrunk’n. 
Eliga, Kovit, Nexor, Deris (zucken mit den Schultern oder inspizieren die Fingernägel) 
Moron: Wenn ich darf, Herrin? Ich glaube, in mir steckt schon einiges von der Autorin, aber ich sollte wohl nicht darüber reden, sonst droht mir eventuell neues Unheil. Wer will schon, dass sein Innerstes nach außen gekehrt wird? Bei uns Charakteren ist das ja etwas anderes. 
Ferine: Zumindest kann ich sagen, dass ihre ganze Wut und Sorge darüber, wie Menschen miteinander umgehen, in dem Buch stecken. 
Moron (nickt zustimmend)
Wie würdet ihr eure Autorin beschreiben?
Herr: Haben Sie wenigstens so viel Anstand, bei dieser Frage die Unterkastigen auszunehmen. Unsere Autorin ist 65 Jahre, ziemlich klein – 
Eliga: Und fett! 
Herr (schaut Eliga flüchtig an): Das ist jede neben dir, mein Engel. Sie ist Single und lebt mit zwei Katzen in Xanten. Sie liebt Kinder und Tiere, Spinnentiere explizit ausgenommen. Sie schwärmt für eine gute Thai-Massage. Manchmal sieht sie das Offensichtliche nicht, ist immer wieder mal unsicher und - 
Eliga: Und fett!
Herr: Eliga, bitte, ich weiß, du magst sie nicht, aber dies ist nicht der Ort dafür. Und zurückhaltend, wollte ich sagen. Vor unserer Zeit war sie Lehrerin an einer Gesamtschule.
Wisst ihr wie es zum Titel kam? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Oder hattet ihr sogar Mitspracherecht? 
Moron vielleicht?
Moron: Gern, Herrin. Zu Beginn gab es weder diesen Titel noch einen Abgerichteten. Das Buch nannte sich zuerst „Der Haussklave“. Aber dann fand die Autorin, dass der Begriff Sklave in ihrer Zeit für alles Mögliche herhalten musste. Auch die Entwicklung meiner Rolle im Buch wollte sie nicht darunter fassen. Darum suchte sie nach einer Alternative. Insofern bin ich tatsächlich an der Titelsuche beteiligt.
Gefällt euch das Cover zu 100% oder hättest du/hättet ihr noch einen anderen Wunsch oder Vorstellungen gehabt?
Herr: Das Cover ist das Beste am Buch. Das Bild hat so etwas Künstlerisch-Antikes an sich.
Agnata: Der Nackige is geil.
Kovit: Nicht der ist es, du bist – 
Herr: Kovit, es reicht jetzt endgültig! Manchmal nehmen Sie sich zu viel heraus.
die anderen (schweigen betroffen, den Herrn darf man nicht zornig machen)
Was ist euer jeweiliges Lieblingszitat aus dem Buch?
Herr: „Ihr Wohl, also das Wohl seines Herrn, muss die einzige Belohnung für jeden Abgerichteten sein.“ 
Eliga (lacht): „Will sie dich etwa ans Kreuz nageln?“ 
Kovit: „Du wirst deinem Herrn die verlorenen Einnahmen abarbeiten. Das garantier ich dir.“ 
Nexor: „Soll halt keiner was trinken, wenn er’s nicht verträgt.“ 
Deris (grinst): „Nach dem Mittagessen. Vielleicht.“ 
Agnata (erstaunlich klar): „Können wir mehr von ihm sehen?“ 
Ferine: „Es ist nicht richtig.“
Moron: „Jedes Lächeln, das er sich abrang, kam nach Gebrauch in den großen Rachetopf.“
Danke für das Gespräch
Herr: Na endlich. Ich hoffe, Sie haben erreicht, was Sie wollten. Aber Respekt, Sie haben sich nicht aus der Ruhe bringen lassen.

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