Donnerstag, 29. Oktober 2020

[Autoreninterview] Faye Hell

Autoreninterview
Faye Hell

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Hallo, mein Name ist Faye Hell und eigentlich bin ich eine gottverdammte Katze. 
Ich lebe in einem Haus, das zwischen Wald und Friedhof steht. Ich bin gern allein und verliere mich oft stundenlang in meinen Gedanken. Die größte Angst habe ich vor Menschenmengen. Ich bin ein echtes Horror-Fangirl und da darf es gern auch mal abgedrehter Trash sein! 
Und ja, ich bin Lehrerin. Kein Scheiß! Nicht genügend, setzen!
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Es gibt kaum etwas, das mir mehr bedeutet als das geschriebene Wort. Nicht zu schreiben würde mir den Atem rauben. Die erste Horror-Kurzgeschichte habe ich im zarten Alter von elf Jahren geschrieben. Eine Frau kommt nach der Arbeit nachhause. Dort wartet ein Killer auf sie. Und ein Kamera-Team ist auch noch in der Wohnung, das den Mord filmt. Ich wundere mich kein bisschen, dass mein Deutschlehrer damals extrem verstört gewesen ist und ein Elterngespräch gefordert hat. Mein Vater hat das alles immer mit einem „Ist halt so“ und einem breiten Grinsen geregelt. Meinen ersten Roman habe ich allerdings erst viel später geschrieben/veröffentlicht. ( „Keine Menschenseele“, 2015)
Das Schreiben ist für mich außerdem eine Form der Therapie. Als Erwachsene habe ich wieder zu schreiben begonnen, um mit meinen eignen Dämonen fertigzuwerden.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
„Keine Menschenseele“ 
In einem Hotel irgendwo im Nirgendwo werden Menschen mit ihren größten Ängsten konfrontiert und müssen sich ihrer eigenen Vergangenheit stellen. Ihren Hoffnungen, ihren Fehlern, ihren Schmerzen und ihren Gräueltaten. 
Fünf Menschen, fünf Leben. 
Eine gemeinsame Geschichte. Ein gemeinsamer Albtraum. 
„Tote Götter“
Hannah ist unheilbar krank. Nach einer Amerikareise wird sie zusätzlich zu ihren körperlichen Beschwerden von grauenhaften Visionen geplagt. Teuflische Kreaturen bevölkern ihre düstere Albtraumwelt, sogar die Menschen in ihrem Umfeld verändern sich und verfolgen sie. Doch was, wenn der blanke Horror kein Irrsinn ist, sondern die neue Wirklichkeit und die reale Welt von gestern nur noch eine vergängliche Erinnerung? 
„Rigor Mortis“
Was verbindet den Goldrausch im Yukon Territory/Alaska, eine junge Reiseführerin, einen perversen Late-Night-Horror-Talkmaster und eine durchgeknallte Geisterjägerin miteinander? 
Jede dieser Geschichten führt zu einer größeren Wahrheit, die hinter allen Dingen verborgen liegt … Ist "Legende" vielleicht doch nur ein anderes Wort für "ihr wurdet gewarnt"? 
„Rednecks“ (in Zusammenarbeit mit M. H. Steinmetz)
Eine Bande knallharter Redneck-Biker plant den ganz großen Deal mit einem mexikanischen Kartell. Da kommt ihnen der verwahrloste Trailerpark ›Grab the Pussy‹ gerade recht. Abgelegen, inmitten der glühend heißen Wüste New Mexicos, schert sich kein Schwein darum, was dort geschieht. Doch zwischen den wurmstichigen Trailern lauert eine finstere Macht … 
„Das Zeitalter der Kröte“
Nahe Zukunft.
Ein buchstaben-totalitäres System kontrolliert den Buchmarkt.
Es gibt nur noch ein einziges Buch, das gelesen werden darf. Jacob Toads monströses, dreitausend Seiten umfassendes Meisterwerk: Die Geschichte unserer Welt – ein Märchen? Im Untergrund widmen sich Widerstands-Buchgruppen aber weiterhin den alten Klassikern. Ein gefährliches Unterfangen, denn illegales Lesen wird mit dem Tod bestraft.
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Es hängen ein paar Geschichten, die ich sehr mag, bei unterschiedlichen Verlagen in der Pipeline. Und ich habe im Sommer die Arbeit an einem neuen Projekt abgeschlossen. Das geht in eine etwas andere Richtung und ich habe auch ein wenig Mut (und gutes Zureden von Freund*innen) gebraucht, um diesen Schritt zu wagen. Mehr verrate ich aktuell noch nicht. Lasst euch überraschen. Hier heißt es für mich abwarten … die Fäden sind bereits gesponnen. 
Aktuell sitze ich an einer Novelle. Die Idee dazu habe ich aus einer Kurzgeschichte abgeleitet, die im Dezember in den „Basement Tales“ erscheinen wird.
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Selbstverständlich lese ich sehr gerne. Außerdem bin ich ein Film- und Serienfan. Wenn ich Zeit dafür habe, gehe ich ausgiebig spazieren, mache gern auch mal eine längere Wanderung. Und ich liebe das Reisen über alles. Das ist derzeit nicht möglich, also schwelge ich in Erinnerungen. 
Darüber hinaus treibe ich regelmäßig Sport und kuschle mit meiner Katze.
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Mein absoluter Lieblingsautor ist Stephen King. Ja, ich weiß, das ist recht langweilig für eine Horrorautorin, aber ich verehre ihn, seit ich elf Jahre alt bin. Mein liebster King Roman ist „The Stand“.
Als glühende Anhängerin Bastets ist ein weiteres meiner Lieblingsbücher „Katzendämmerung“ von Arthur Gordon Wolf. Auch „Passenger“ von Ronald Malfi finde ich absolut großartig. 
Mein absoluter Lieblingsroman ist aber wahrscheinlich „Hyperion/Endymion“ von Dan Simmons. Ich habe alle 2800 Seiten gelesen und geliebt.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Hier würde ich tatsächlich ein Bild sprechen lassen. :)

 

Und ja, ich bin so langweilig, ich arbeite tatsächlich am liebsten an meinem Schreibtisch.
Geplottet wird allerdings im Notizbuch und das weltweit. Ich recherchiere sehr intensiv. Viele meine Romane spielen in Amerika/Kanada und ich bin überall vor Ort gewesen, um dort zu recherchieren und Unterlagen zu sammeln.
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Ein ganz normaler Wochentag gestaltet sich meist wie folgt:
Vormittags bin ich in der Schule, nachmittags bereite ich den Unterricht vor und verbessere Hausübungen, abends schreibe ich oder treibe Sport. 
Wofür immer Zeit bleibt, ist das Knuddeln mit meiner Katze.

Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Ich lese beinah alles, aber am liebsten Horror, Krimi und Thriller. Mit romantischen Büchern kann ich nicht viel anfangen. Vor allem Dark Romance stößt mich eher ab, als es mich fasziniert.
Ich schreibe mit Begeisterung Horror und auch dystopische Geschichten. Außerdem ist jetzt ein neues Genre dazugekommen. Allerdings möchte ich dazu noch nichts sagen.
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
„If you stop dreaming, you are just sleeping.“ 
(Raising Hope.)
“Happiness is only real when shared.”
(Into the Wild)
„Dem Abstoßenden wohnt eine ganz eigene Poesie inne.“
(wenn möglich, bitte wenden – erscheint im Dezember 2020 in den Basement Tales)
Ich denke, dass dieses Zitat meine Arbeit sehr gut auf den Punkt bringt. 
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Hier möchte ich einen Bundesstaat nennen.
Ich liebe Alaska über alles und war schon zweimal für mehrere Wochen dort. Mein Traum wäre es, vielleicht mal in diesem unendlich freien Bundesstaat zu leben. Man nennt Alaska nicht umsonst „The Last Frontier“. Dort treffen sich die Freigeister, die sich von niemandem einschränken lassen wollen. Meine Idealvorstellung wäre: Sommer in Alaska und Winter in Arizona.
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Jeder, der schreibt, ist kritikfähig. Muss es sein. Wer das nicht ist, zerbricht an der Kritik, denn die gibt es ausreichend. 
Außerdem bin ich nahezu ein Fan von konstruktiver Kritik, egal in welchem Zusammenhang. Mister Hell behauptet immer, ich wäre der kritikfähigste Mensch, den er kennt. 
Als (ehemalige) Schauspielerin habe ich gelernt, Input von außen anzunehmen und umzusetzen, ohne mich angegriffen zu fühlen. 
Kritik verhindert das Stagnieren.
Warum hast du dich entschieden zu einem Verlag zu gehen und nicht Selfpublisher zu werden?
Spannende Frage. Ich denke, dass ich deshalb bei einem Verlag bin, da ich mir die Arbeit als Selfpublisherin (noch) nicht zutraue. Ich habe höchsten Respekt vor den Kolleg*innen, die das alles ohne Verlag ganz wunderbar rocken und fühle mich auch von vielen inspiriert. Was noch nicht ist, kann demnach ja vielleicht noch werden. :)
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Liebe Hellies und solche, die ihr es vielleicht noch werden wollt. Ich bedanke mich für eure Unterstützung. Eure anerkennenden Worte geben mir dann Mut, wenn ich Gefahr laufe, das Autoren-Handtuch zu werfen. Ich schreibe vielleicht literarisch, und mag sein, ich sitze auch teilweise in meinem schwarzen Elfenbeintürmchen, aber ihr seid alle herzlich eingeladen. Die Tür zu meiner dunklen Welt steht euch jederzeit offen! purrrrrrrrrrs from hell
eure Faye

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