Zur kurzen Erklärung dieses
Interview wurde von 3 Personen geführt, Claudia & Franzi interviewen
Tolya, die ich euch farblich kennzeichne damit es einfacher für euch ist.
Viel Spaß beim Lesen!
Heute treffe ich mich endlich einmal persönlich mit Franzi vom Blog
Franzis Lesewelt. Schon lange wollten wir einmal Wien unsicher machen und uns
so manche Sehenswürdigkeiten ansehen. Durch einen Zufall komme ich an eine
Privatführung in der Staatsoper, wo gerade Romeo und Julia als Ballett
aufgeführt wird und wir beim Training vielleicht sogar etwas über die Schultern
schauen dürfen.
Die Führung zeigt uns viel von der wundervollen, ehrwürdigen Kulisse.
Als die Führung am Ende angelangt ist, gleiten meine Augen noch einmal über den
gesamten Saal und ich erblicke eine Person, die mir vage bekannt vorkommt. Ich
stoße Franzi an und flüstere ihr ins Ohr: „Franzi, schau schnell, der Tänzer, der dort
vorne so schnell hinter den Kulissen verschwindet, ist das nicht der, den wir
gestern in den Seitenblicken gesehen haben? Der neben Julian, dieser Tolya
Yudin Gr… irgendwas?“
Franzi sieht in die von mir gezeigte Richtung und haucht: „Ja, tatsächlich,
das ist der Hauptdarsteller, der den Romeo tanzt. Das wäre doch toll, mit dem
ein Interview zu bekommen.“
Ich zwinkere ihr zu und frage unsere Führerin, ob ich schnell auf die
Toilette kann, denn soviel ich mich erinnere, ist die in dem Gang, in dem Yudin
gerade verschwunden ist. Diese scheint von dem Star nichts bemerkt zu haben und
zeigt nun mit dem Finger in die Richtung. Schnell schnappe ich mir Franzi und
verschwinde in Richtung Gang.
Bereits einige Meter vor uns entdecken wir die Crew und in deren Mitte
Yudin. Mutig wage ich mich vor und sage: „Entschuldigung, Sie sind doch der Romeo in
der Ballettaufführung „Romeo und Julia“? Wir beide sind Blogger und im Zuge
unserer Recherchen zu einem Buch tauchte auch Ihr Name immer wieder auf, dürfen
wir Ihnen vielleicht die eine oder andere Frage stellen?“
Er scannt uns von oben bis unten ab, willigt aber doch ein, mit uns in
seiner Garderobe das Interview zu führen.
Claudia: Es freut uns, dass Sie sich die Zeit nehmen, um
auf unsere Fragen zu antworten, Herr Yudin.
Tolya: Für
welchen Blog Sie schreiben? Sie mir schicken einen Link mit das Interview?
Franzi: Oh Claudia ihr Blog heißt diabooks78 und meiner
trägt den Namen Franzis Lesewelt.
Franzi: Wie sind Sie zum Tanzen gekommen und seit wann
tanzen Sie Ballett?
Tolya: Seit
ich sein ein kleiner Junge. Vier Jahre.
Wir einigen uns schnell darauf, das Gespräch auf Englisch weiter zu
führen, das Tolya weit besser beherrscht als Deutsch.
Tolya: Wir
wohnten in Moskau. Im Plattenbau gab es eine kleine Ballettschule für die
Arbeiterkinder. Meine Schwester ging dorthin, weil Mädchen sich anmutig bewegen
müssen, und außerdem waren die Stunden gratis. Meine Eltern lieferten mich
zusammen mit ihr ab, damit sie in Ruhe ihren Wodka saufen konnten. Ich konnte
nie still sitzen. Nach drei Minuten begann ich die Mädchen zu imitieren, und
was die nur mühsam lernten, lag mir im Blut. So fing es an.
Franzi: Können Sie sich vorstellen auch einmal moderne
Tanzarten wie 'Hip Hop' oder 'street dance' zu versuchen?
[Claudia wirft noch ein]
Oder
haben Sie schon einmal andere Tanzarten versucht?
Tolya: In
Clubs tanze ich wie alle anderen Männer, mit Ballett schleppt man dort keinen
ab. Aber auf der Bühne tanze ich nur Ballett. Klassisches und Modern Ballett.
Musical, Jazzdance, Hiphop, das sind alles andere Welten.
Claudia: War das immer schon ihr Traumberuf?
Tolya: Ich
kenne keinen anderen. Mein Traumberuf ist Star, ich will im Rampenlicht stehen.
Wenn man im Ballett etwas werden will, muss man sich dem Tanz vollkommen
verschreiben. Den ganzen Tag muss man Tanzen im Kopf haben, trainieren, trainieren,
trainieren. Der Leistungsdruck ist enorm, da bleibt keine Zeit für andere
Hobbys. Ich kann nichts anderes außer Tanzen.
Franzi: Romeo & Julia wird zumeist als Theaterstück
aufgeführt. Finden Sie es schwer die richtigen Emotionen zu tanzen?
Tolya: Ballett
ist Technik und Ballett ist Ausdruck, nur mit beidem zusammen ist man gut. Die
Musik hilft sehr, und wenn man sich auf sie einlässt, sind schon sehr viele
Emotionen da. Aber bei einer Rolle wie Romeo ist es schwer, weil ich solche
Gefühle nicht kenne. Ich weiß nicht, wie es ist, wenn man unsterblich verliebt
ist. Ich mache dasselbe wie ein Schauspieler, ich spiele was vor.
Claudia: Sie kennen ja auch Julian Melnik? Zumindest sah
das in den Seitenblicken sehr vertraut aus.
Tolya: Wir
treffen uns. Er arbeitet für Merahwi, dort lernte ich ihn kennen. Als ich
Merahwi beauftragte, sich um Ikone zu kümmern.
Franzi: Wie stehen Sie denn zu Homosexualität und
Homophobie?
Tolya: Ich bin
schwul. Nein, nicht jeder Balletttänzer ist schwul, aber ich bin es. Ich stehe
auf junge Männer, und in Russland ist das gefährlich. Im besten Fall wird man
verspottet, im schlimmsten zusammengeschlagen oder erpresst. In Wien ist es
anders, Wien scheint sehr tolerant. Aber auch hier gibt es sehr konservative
Leute, die kultiviert tun, einen aber verachten. Merahwi ist zum Beispiel einer
von denen. Er ist höflich, aber meine Homosexualität ist ihm ein Dorn im Auge.
Claudia und Franzi: Danke für diesen tiefen Einblick in Ihre Kunst und
in Ihr Leben.
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