Protagonisteninterview
Vita
[Ich
warte gespannt im Hafengebiet von Blackwater auf meine Interviewpartner,
schließlich taucht Autor Felix A. Münter auf.]
Hallo
und herzlich willkommen, Felix. Ich freue mich dich heute zu diesem Interview
begrüßen zu dürfen.
Freut
mich ebenso, obwohl ich mir nicht ganz sicher bin, ob das hier die beste Gegend
für ein Interview ist. Zumindest in letzter Zeit geht es hier etwas … rauer zu.
Es gibt in dieser Stadt eindeutig angenehmere Orte, aber hier ist es wohl auch
authentischer. Vielleicht gehen wir einfach ein paar Schritte? Dann fallen wir
nicht so auf…
Allerdings
dachte ich auch deinen Hauptprotagonisten zu begegnen.
Rory
… ich meine Mister McRoy hat später Zeit für uns. Seit dem Untergang der Glory
hat er alle Hände voll zu tun. Fabriken stehen still, Arbeiter kämpfen um ihre
Rechte und gehen in den Streik, Sabotage in den Fabriken. Eine ganze Menge
Arbeit für einen Friedenshüter. Immerhin geht es ja darum, Blackwater am Laufen
zu halten.
Wir könnten laufen, aber das ist ein gutes Stück.
Und es gibt Ecken in dieser Stadt, da ist man unbewaffnet besser nicht
unterwegs. Was mich angeht, so bin ich nur mit Stift und Papier bewaffnet und
dachte daher, wir fahren zu ihm. Ich habe mir daher die Freiheit genommen,
einen Dampfwagen zu organisieren. Völlig ungefährlich! Er wartet dort vorn auf
uns.
[Wir besteigen einen ganz
speziellen Wagen.]
Ich
kann den Wagen gar nicht beschreiben. Kannst du ihn unseren Lesern beschreiben?
Das
hier ist ein Dampfwagen. Wie eine Kutsche, nur eben ohne Pferde. Die Energie
zur Fortbewegung wird mittels einer Dampfmaschine erzeugt, die von Vita
angetrieben wird. Ein richtiges Kraftpaket! Und auch sauber. Vita verbrennt
rückstandsfrei und geruchlos. Ganz anders als die Maschinen, die von Kohle
angetrieben werden. Man kann bequem reisen, die Maschine ist nicht so laut,
dass man sein eigenes Wort nicht mehr versteht. Das hier ist nur eine der
Segnungen der Moderne, die Blackwater Vita zu verdanken hat.
[Beim Haus von Alexander
McRoy angekommen, stehen wir vor verschlossenen Türen.]
Wie kommen wir jetzt hinein?
Sowas.
Er hatte mir den Termin zugesagt. Entweder, er ist in Whitehall aufgehalten
worden oder er hat es vergessen. Aber keine Sorge, ich bin vorbereitet. Ein
Kollege von ihm hat mir einmal gezeigt, wie man diese Tür hier aufbekommt. Das
ist einfacher als gedacht, wenn man es erstmal verstanden hat. Dieser Kollege
war wohl schon ein paar Mal gezwungen, sich so Zutritt zu verschaffen. Einen
Moment, ich… [fachkundiges Knacken des Schlosses] So. Doch nichts
verlernt. Vielleicht gehe ich vor und stelle sicher, dass Mister McRoy uns
nicht für Einbrecher hält? Warten Sie vielleicht doch besser einen kurzen
Moment hier. [Der Autor verschwindet im dunklen Flur und
tritt durch eine Tür am Ende des Ganges. Sanfte, klassische Musik tönt aus
jener Richtung. Die Tür schließt sich und leise Stimmen sind zu vernehmen. Nach
einiger Zeit kommt der Autor zurück].
Sie müssen entschuldigen, Mister McRoy hatte einen
langen Tag. Aber er hat jetzt Zeit. Stellen Sie nur alle Fragen, ich halte mich
im Hintergrund. [Zurück in ein großes Wohnzimmer, in dem ein
bemerkenswertes Chaos herrscht: Aktenstapel, aufgeschlagene Bücher, halbleere
Flaschen, auseinandergebaute Waffen und überquellende Aschenbecher. An der Wand
ein großes Portrait eines jungen Offiziers in Uniform, darunter drei Orden
hinter Glas. Der Mann, der im Wohnzimmer auf der Couch wartet, ist viel Älter
als auf dem Gemälde, das steife Bein ausgestreckt]
Den
Umständen entsprechend gut, Danke. Mein Bein macht mir heute etwas zu schaffen,
aber das ist nichts, was ich nicht in den Griff bekommen könnte. Entschuldigen
Sie bitte, wie es hier aussieht. Ich sollte mir wohl mal eine Haushälterin
suchen.
Keine
Gesellschaft kann ohne Gesetze funktionieren. Je mehr Menschen es an einem Fleck gibt, umso wichtiger ist die
Ordnung. Es ist meine Aufgabe Recht und Gesetz in dieser Stadt durchzusetzen.
Wir Friedenshüter sind Ermittler, Richter und Henker in einer Person. Das
beschreibt es am besten.
Dann ist ihre Aufgabe gerade jetzt eine sehr wichtige, oder? Ich habe beim Herfahren sehr viele Aufstände und Proteste gesehen. Warum herrscht ein solcher Aufruhr?
Die Glory, ein Frachter mit der Jahresproduktion an Vita, ist
mit Mann und Maus in einem Sturm gesunken, wie die Zeitungen berichten. Das
Problem ist, dass Vita das Lebenselixier dieser Stadt ist, verstehen sie? Die
Fabriken, die Maschinen, der Strom: Alles ist ohne Vita nicht möglich. Sie
können sich also vorstellen, dass gerade alle besonders nervös sind. Der Arbeiter,
weil er fürchtet, dass seine Fabrik schließen muss; der Wirt, weil er fürchtet,
dass ihm die Gäste ausblieben und der Fabrikbesitzer fürchtete um seinen Profit.
Und das in einer Zeit, in der wir schon genug Probleme haben. Vita hat das
Leben des einfachen Arbeiters nicht besser gemacht. Mancherorts schuften die
Männer für Hungerlöhne, werden ausgebeutet. Und dann gehen sie auf die Straße.
Eine … explosive Mischung, wenn Sie verstehen.
Immer
wieder begegnet mir der Begriff Vita. Im Titel des Buches, egal wo man
hinschaut, überall Vita. Was kann ich bzw. der Leser sich darunter vorstellen?
Wenn ich das Geheimnis wüsste, dann
wäre ich wohl ein gemachter Mann. Vita ist eine geleeartige, klare Flüssigkeit,
die vor fast zwei Jahrzehnten von Hartford&Barnaby eingeführt wurde. Wo
dieser Wunderstoff herkommt, weiß keiner genau. Sie schaffen ihn über das Meer,
vom Nachbarkontinent, aber sie halten geheim, wie er entsteht. Sicher ist, dass
Vita viel leistungsfähiger als alles ist, was wir bisher kannten. Und viel
sauberer. Es handelt sich um den Schmierstoff dieser großen Maschine Namens
Blackwater. Es ist, das kann man wohl ohne Umschweife sagen, die Zukunft, eine
Erfindung, die vieles von dem, was sie gesehen haben – Dampfwagen, Fabriken,
stählerne Schiffe und Licht – erst ermöglicht hat.
Nun
zur letzten Frage für heute: Was sind eure Wünsche für Blackwater oder für euch
selbst und eure Zukunft?
Frieden. Und nicht nur Recht, sondern
auch Gerechtigkeit. Es wäre schön, wenn das die Maxime der Friedenshüter wäre.
Aber das bleibt wohl ein Traum.
Herzlichen Dank für dieses sehr
interessante Interview!
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