Protagonisteninterview
99 Tage mit Julie
[Wir
befinden uns irgendwo in den Allgäuer-Alpen in einem wunderschönen Hotel.
Franziska hat mich hier zu einem ganz besonderen Interviewtermin hergebeten.]
Hallo
Franziska, freut mich, dass ich hier sein darf. Aber warum diese abgelegene
Location? Hat das eine besondere Bewandtnis?
Hallo Claudia. Ich freue mich, dich kennenzulernen.
Ja, diese Location hier … wunderschön, oder? Und natürlich hat das einen
besonderen Grund. Meine Protagonisten, Julie und Paul, hatten ein paar, ich sag
mal, Anlaufschwierigkeiten. Und deshalb habe ich beschlossen, die beiden auf
eine romantische Luxushütte zu verfrachten. Ich fand den Gedanken sehr
spannend, was alles passieren kann, wenn man so dicht aufeinandersitzt und sich
nicht aus dem Weg gehen kann. Ich hatte bestimmte Vorstellungen, als ich
anfing, an der Geschichte zu arbeiten. Aber ich muss sagen, die beiden machen
einen tollen Job und überbieten mich fast.
Ok,
das ist ja mal eine Ansage. Wie geht es jetzt weiter, wann darf ich deine
Hauptprotagonisten kennenlernen?
Gleich. Aber ich muss dich warnen. Ich denke, die sind im Moment
nicht allzu gut auf mich zu sprechen, weil ich sie hierher geschickt habe...
Und dabei habe ich mir so eine traumhafte Kulisse ausgedacht, mit allem Komfort.[lacht]. Nun ja, vielleicht
haben sie sich inzwischen auch daran gewöhnt und beginnen, die Vorteile zu
sehen, die das alles hier hat.
[Dennis
fährt mit dem Allradtauglichen Auto vor und lässt uns voller Enthusiasmus
einsteigen.]
Dennis, bist du immer so gut drauf? Und wohin bringst du uns?
Ja, ich bin ein gutgelaunter Mensch. Ich versuche, immer nur das
Gute zu sehen. Und im Moment … nun, wir hatten schon schlimmere Gäste oben auf
der Hütte. Ich freue mich jeden Tag darauf, hochzufahren und Julie zu sehen.
Oh, und Paul, den auch, irgendwie.
Obwohl, mal unter uns, die beiden alleine da oben, manchmal ist
mir dabei nicht wohl. Ich meine, die Hütte ist eigentlich für Verliebte, ganz
einsam, total romantisch, lauter plüschige Teppiche und so … Und Verliebte, das
sind die nun ja gar nicht, zum Glück. Aber ich habe ein Auge auf Julie, also
ich meine, dass ihr nichts passiert oder so. [Er hüstelt und
grinst]
[Mit
einem wunderschönen Blick auf die Allgäuer Bergwelt, werden wir bei der noblen
Almhütte herausgelassen. Paul reißt die Tür auf und schaut gespannt heraus.]
Hallo,
freut mich Sie kennenzulernen, Herr Blasberg, Frau Warass. Wie geht es ihnen heute?
Paul: Danke, gut. Nett, Sie kennenzulernen.
Ich bin Paul.
Julie: Hallo Claudia. Ich darf doch
Claudia sagen? Ich bin Julie, mit einem weichen L, aber das weißt du sicher
bereits. Kommt doch rein.
Was
verschlägt euch in diese idyllische Berghütte, so fernab jeglicher
Zivilisation?
Julie: Also, wir arbeiten an diesem Buch, Paul und ich. Das ist
schwieriger, als es sich anhört, weil … nun, weil wir einfach unterschiedliche
Arbeitsstile haben.
Paul: Was Julie meint ist, dass ich anders
arbeite als sie. Julie ist die Eifrige in Team. Ich bin eher der, der sich von
seinen Eingebungen leiten lässt. Das geht leider nur bedingt, wenn man zusammen
an einem Buch schreibt. Und deshalb hat Frank, also der Verlagschef Frank
Lewien, beschlossen, uns in dieses [er sieht sich um und verzieht leicht das Gesicht] Idyll zu schicken. Und nein, wir wurden
nicht gefragt, ob wir das wollen. Er war in dieser Hinsicht ziemlich bestimmt.
Julie: Genau. Weil es daheim nicht geklappt hat. [Sie runzelt leicht die Stirn.] Nicht, dass ich es nicht versucht hätte. [Die Betonung liegt auf dem ich, und Paul zieht eine Augenbraue
hoch, als er es bemerkt.] Aber nun sind wir hier, und da wir erst wieder wegkommen, wenn
das Manuskript fertig ist, werden wir uns zusammenreißen und es einfach
schreiben.
Paul: Zusammenreißen. [Er lächelt, was ganz hinreißend aussieht,
mal so am Rande bemerkt.] Julie ist sehr gut im Zusammenreißen.
Obwohl ich hoffe, dass sie es mal lässt. Ich denke, das könnte sehr interessant
werden.
Oh,
dass klingt ja nach einem ausgeklügelten Plan ihres Verlegers. Wie steht ihr
denn jetzt nach diesen vielen Tagen, die ihr ja schon da seid zu dieser
Entscheidung?
Paul: Es gibt schlechtere Orte zum Arbeiten,
wenn man sich mal daran gewöhnt hat.
Julie: Wir haben uns arrangiert.
Jeder hat seinen Arbeitsbereich, und es in der Tat hilfreich, den anderen in
der Nähe zu haben, um Fragen zu klären.
Paul: Und um sich ein wenig besser
kennenzulernen. Man kann nicht mit einem fremden Menschen ein Buch schreiben.
Man muss wissen, wie der andere denkt und fühlt. Und Julie ist eine tolle
Schriftstellerin. Ich muss sagen, ich fange an, unsere gemeinsamen Abende vor
dem Kamin sehr zu genießen. [Er grinst
zu ihr rüber.]
Julie: Oh … nun, wir arbeiten auch abends vor dem Kamin. [Sie greift nach einem Bleistift und kaut kurz darauf herum.] Wir besprechen dann bestimmte Szenen …
Paul: Oder denken nur darüber nach...
Julie: [errötet] Da ist ja diese Geschichte, die wir schreiben. Und man taucht
ab, in den anderen Charakter, versucht zu spüren, was die Figur fühlt und
wünscht.
Paul: Und was wir fühlen und wünschen? [Nun klingt seine Stimme ganz anders, sanft
und fast lockend.]
Julie: [Hat schon wieder einen
Bleistift im Mund, den sie jetzt langsam sinken läßt. Sie scheint ziemlich
durcheinander zu sein und sieht Paul nicht an.] Nun, ich wünsche, dass wir bald das Buch fertig haben.
Paul: [sieht nachdenklich Julie an] Und ich wünsche, dass du dich endlich traust, du selbst
zu sein. Und dass du diesen verdammten Stift endlich weglegst.
Ihr
seid ja alle drei Schriftsteller, welche sind eure Lieblingsschriftsteller oder
was ist euer absolutes Lieblingsbuch?
Julie: Das ist leicht. „Aurelie“ von Rosalie Joones. Ein tolles
Buch. Das Beste.
Paul: Ein Buch, das mich schon lange
begleitet, ist „Der Fänger im Roggen“ von J.D. Salinger. Toller Schreibstil.
Aber ich lese gerade ein Buch, dass gute Chancen hat, den Fänger zu verdrängen. [Er grinst schon wieder zu Julie, die immer
noch den Stift im Mund hat.]
Franziska: Ich habe viele Lieblingsschriftsteller, und je nach
Stimmung hole ich mal wieder ein älteres Buch heraus. Zum Beispiel „Für jede
Lösung ein Problem“ von Kerstin Gier, das ist genau mein Humor. Oder „Ruhig
Blut“ von Terry Pratchett, einfach grandios. Das letzte Buch, das ich gelesen
habe, war „Ein Fall von Abenteuer“ von Eric Fisher, und er hat es direkt
geschafft, ebenfalls auf meine Liste der Lieblingsautoren zu kommen.
Gibt
es etwas, was ihr drei euch schon immer mal fragen oder sagen wolltet?
Paul: Also Franziska, die Sache mit dem Zahn, das war
unnötig. Und dieser Dennis, der ist so überflüssig wie Fußpilz, und fast
genauso lästig.
Julie:
Was hat Dennis dir denn getan? Er ist nett. Egal. Aber mich würde es
interessieren, warum du ausgerechnet mich ausgesucht hast, um diese, hm,
Geschichte zu durchleben.
Franziska:
Die Sache mit dem Zahn … [lacht]. Ich entschuldige
mich. Ich fand die Szene einfach nur witzig, wenn auch auf deine Kosten. Und
ganz unter uns, du warst auch zu mir recht unfreundlich, in den ersten Tagen
unseres Kennenlernens. Aber ich habe dich schnell ins Herz geschlossen, und ich
sehe etwas in dir, was andere noch nicht sehen. Und Dennis … Ich denke, der hat
schon seinen Zweck hier, oder? [grinst]
Warum
ich gerade dich ausgesucht habe für diese Geschichte, Julie? Weil ich, seit du
das erste Mal in meinem Kopf aufgetaucht bist, wusste, dass du das hier erleben
wirst. Du hast mich beeindruckt, weil du begabt und tough und witzig und mutig
bist. Und ich wusste, wenn es jemand mit Paul aufnehmen kann, dann du.
[Ein
Hupen ertönt vor dem Haus und Dennis ist wieder da. Da wir nicht herauskommen,
kommt er herein.]
Eine letzte Frage hätte ich ja
noch an euch drei, Franziska, Julie und Paul. Was sind eure Wünsche für die
Zukunft? Was erwartet ihr voneinander und wann kommt euer nächstes Buch heraus?
Julie: Ich wünsche mir, dass wir dieses Buch fertigbekommen. Und
dass es gut ankommt. Ansonsten habe ich nicht allzu viele Wünsche. Nun ja, ein
paar, aber die behalte ich lieber für mich. [Schon wieder
errötet sie.] Und meine Erwartungen an Paul halte ich lieber mal ein wenig
niedriger. Dann hat er es leichter, sie zu erfüllen, irgendwie. [lacht]
Paul: An ein nächstes Buch zu denken wäre
kontraproduktiv. Jetzt müssen wir erst mal das hier schreiben. Aber wir sind
auf einem guten Weg. Und das ist mehr, als sie mir zugetraut hat. [Sein Kopf nickt in Richtung Julie.] Was ich erwarte? Ich weiß nicht. Aber ich habe ein paar Ideen, die ich
nur zu gerne umsetzten würde. Und keine davon werde ich hier laut sagen. Ihr
müsst schon abwarten ...
Franziska: Ich habe eine Geschichte im Kopf, die unbedingt erzählt
werden will. Allerdings komme ich im Moment leider nicht so oft zum Schreiben
wie ich mir wünschen würde. Deshalb kann ich nichts Genaueres sagen. Dieses
Jahr auf alle Fälle, alles andere steht noch in den Sternen.
Ich bedanke mich ganz herzlich
für das Interview!
[Gemeinsam
mit Franziska und Dennis, begebe ich mich wieder zum Auto und verlasse diese
wundervolle Gegend.]
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